INTELLEKTUELLES
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Spartak - 1998

Mit dem Training am 15. Januar 1998 wurde die nicht einmal 2 Monate dauernde Winterpause beendet. Es waren 7 Wochen, die für die Buchthaler Genossen wie 7 Jahre schienen, da ihnen in jener Zeit das Fussballspielen verwehrt war. So hart diese Zeit aber auch war, um so schöner war dann das erlösende erste Training im neuen Jahr.
Lukas Waldvogel gab noch im selben Monat seien Wechsel zu AVO/Herblingermarkt bekannt, einer Firmensportfussballmannschaft. Alle Mitglieder von Spartak Buchthalen waren schockiert über den Verlust einer ihrer besten Spieler. Doch das Leben musste weitergehen, so hart dies auch war. Um neue Energie zu tanken und um Karl Marx eine Ehre zu erweisen, wurde am 6. März 1998 die 2. GV von Spartak Buchthalen einberufen. Sie fand im Jungwachtraum der Kirche St. Konrad statt, nachdem man in der ‚Emma' keinen Platz gefunden hatte. Zu Beginn musste ein Protokollführer bestimmt werden. Thomas Wüthrich vom engagierten Wüthrich- Clan meldete sich freiwillig. Mit der Feder in seiner Hand entstanden folgende Notizen:

Protokoll GV Spartak Buchthalen 6.3.1998

Anwesend: Abwesend:
  1. Einleitung: Urs Wüthrich liest "Die Revolution in Buchthalen von 1945", ein selbst verfasstes Märchen.
  2. Julien Carrard -Ein Manager geht seinen Weg: Manager Carrard berichtet über seine Tätigkeiten. => Erhitzte Köpfe über Sponsor (Helvetia Patria). Diskussion über Potentielle Gegner => Pöstler oder etwa BULLEN???
  3. F. Pedretti liest die wahre Chronik von Spartak Buchthalen. Strobl drängt zur Eile!
  4. Danksagung an Manager Carrard für geleistete Dienste. Geschenk.
  5. Finanzen: Tumultartige Gefühlsausbrüche.
    =>Darlegung der finanziellen Lage
    => Beschluss: Bankwechsel von UBS zu Kantonalbank SH
  6. Wahlen: Einwand: Können Abwesende ihr Stimmrecht geltend machen?
    =>Abstimmung bezüglich Grundsatzentscheid
    => NEIN!!!
    Absolutes Mehr: 7 Personen
    1. Abstimmungstext bezüglich Passivmitglieder:
      • Grundsätzlich für Passivmitglieder?: 7 Ja , 0 Nein
      • Haben alle Passivmitglieder grundsätzlich Stimmrecht?: 4 Ja , 7 Nein
      • Muss ein Passivmitglied einen festgelegten, jährlichen Mindestbetrag an Spartak Buchthalen bezahlen?: 11 Ja , 0 Nein
      • Jährlicher Mindestbetrag wird bei sFr. 10.- festgelegt, falls zumutbar.
    2. Präsident
      Kandidaten: U. Wüthrich, M. Strobl
      => Wüthrich 12 Stimmen, Strobl 1 Stimme
    3. Manager
      Julien Carrard 13 Stimmen
    4. Public Relation Manager
      Thomas Wüthrich 12 Stimmen, 1 Enthaltung
    5. Finanzchef
      Andreas Sulzberger 13 Stimmen
    6. Pressesprecher:
      Thomas Ott 12 Stimmen, 1Enthaltung
    7. Juristischer Berater
      Andreas Wüthrich ernannt durch Präsident
    8. Vizepräsident
      Fabio Pedretti ernannt durch Präsident
    9. Generalsekretär
      Tomislav Simasek ernannt durch Präsident
    10. Trainer
      F. Pedretti 13 Stimmen
    11. Co- Trainer
      U. Wüthrich ernannt durch Trainer
    12. Ballwart
      Marius Boller 13 Stimmen
    13. Stimmenzähler
      Markus Strobl 8 Stimmen, 5 Gegenstimmen
    14. Protokollführer
      Thomas Wüthrich 13 Stimmen
  7. Ausblick auf das nächste Fussballjahr
  8. Verabschiedung
  9. Passivmitgliedbetreuer: C. Baumann
Versammlung beendet
  Der Protokollführer
  Th. Wüthrich

Noch am selben Abend fand man die ersten Beiden Passivmitglieder.
Einige Tage nach der GV trat ein neues Mitglied Spartak Buchthalen bei. Peter Rietmann aus Stein am Rhein. Er nahm den weiten Weg nach Buchthalen auf sich, um bei Spartak trainieren zu können. Wie für alle anderen Genossen auch war für ihn die Anreise nach Buchthalen keine Qual sondern eine Ehre. Da er sich bereit erklärte als Torhüter einzuspringen, absolvierte er sogar noch einige Sondertrainings unter der Woche mit Trainer Pedretti und dem selbstlosen Pieter- Jan Witzig .
Der 24.4.1998 beendete eine lange Durststrecke. Fast 6 Monate war es her, da man ein Spiel auf dem Rasen bestritten hatte. Der erste Gegner im neuen Jahr hiess Ochsen Beringen, die Oldie- Mannschaft, die den Buchthaler Genossen die erste Niederlage beschert hatte. Von der 1. Spielminute an war den Buchthalern anzusehen, dass sie dieses Spiel ernst nahmen. Spartak Buchthalen konnte mit einer starken Mannschaft antreten und lag dann auch nach der 1. Halbzeit verdient mit 1:0 in Führung. Mit dabei war auch Pidder Rietmann. Obwohl diesmal in der Pause keine grossen Auswechslungen getätigt wurden (Spartak Buchthalen war nur mit 12 Mann angereist), war es wieder einmal die 2. Spielhälfte, die den Buchthalern zu schaffen machte. Die Spieler von Ochsen Beringen waren zwar im Durchschnitt fast 20 Jahre älter als diejenigen vom Spartak, dennoch waren sie konditionell (und vor allem auch spielerisch) überlegen. Wie müde Kartoffelsäcke standen die Buchthaler auf dem Spielfeld, sieht man von wenigen Ausnahmen wie z.B. Reto Mittler ab. So kippte einmal mehr das Spiel und Ochsen Beringen gewann deutlich mit 6:2. Trotz der Niederlage erntete man erneut Komplimente von den Ochsen, die vor allem von Bouza und Strobl begeistert waren. Ausserdem empfanden sie Spartak Buchthalen als fairste Mannschaft, gegen die sie je gespielt hatten. Und als ob der gute Platz und die edlen Umkleidekabinen nicht schon genug gewesen wäre, spendierten sie den Buchthalern sogar noch einen Harass Bier. Ochsen Beringen, eine Mannschaft gegen die man gerne spielt.
Währenddem einige Spieler die 6:2 Niederlage (zu) locker wegsteckten, drückte der Schuh bei anderen. Vor allem das Präsidium konnte eine solch schwache Leistung in der 2. Spielhälfte, wo es bei Spartak an allem mangelte, nicht einfach vergessen. So wurde am 8. Mai die erste offizielle Krisensitzung einberufen. Trainer und Vizepräsident Pedretti fühlte sich von allen Seiten verraten und forderte seine Mitgenossen auf entweder mehr Disziplin an den Tag zu legen und sich mehr für Spartak einzusetzen oder dann zurück zu den Wurzeln zu gehen und aus Spartak Buchthalen wieder das machen was es einmal war: "...ein wöchentliches Treffen von Kollegen, die dabei einer ihrer liebsten Tätigkeiten, dem Fussballspielen, nachgehen...". Bei den Mitgenossen aber stiess Pedrettis Polarisierungsvorschlag auf taube Ohren. Keine 10 Mitglieder nahmen an der Krisensitzung teil und nur etwa zwei oder drei davon waren bereit, eine radikale Änderung tatkräftig zu unterstützen. Daraufhin resignierte Pedretti schon vorzeitig und sprach von einer grossen Blamage beim kommenden Spiel gegen Traktor Gruben.
Obwohl Pedretti, Sulzberger, Simasek und einigen anderen engagierten Genossen der bittere Nachgeschmack der Krisensitzung stark aufstiess, musste man die schwierige Situation in der sich Spartak Buchthalen befand lernen zu akzeptieren und auf die Selbstheilungskräfte der Genossenschaft hoffen. Man musste versuchen durch kleine Injektionen den Spartak- Organismus anzuregen.
Um das Rad langsam wieder ins Rollen zu bringen, wurde ein Spiel gegen einen alt bekannten Gegner, die sog. Ärzte&Anwälte, organisiert. Aus einem guten Spiel auf dem Rosenbergplatz resultierte ein stolzer 4:0 Sieg, welcher der Truppenmoral zu neuem Schwung verhalf. Obwohl es bis zur 60. Spielminute 0:0 stand gelang Spartak Buchthalen mit Mittler, L. Waldvogel (der so freundlich war bei seinem alten Club auszuhelfen - oder plagten ihn Heimatgefühle?), Kevin Benz (ebenfalls von AVO/ Herblingermarkt), und Bouza ein Feuerwerk an Toren. Ein aussergewöhnlich engagiertes und starkes Spiel war auch von Fabian Rühli (zu jener Zeit ohne Verein) zu sehen.
So kam es, dass man ihn auch beim nächsten Spiel gegen die Lehrermannschaft der Kantonsschule Schaffhausen anfragte mit Spartak Buchthalen sein 3. Spiel zu bestreiten (1. Spiel: gegen Scaffer). Als damaliger Kantischüler und begeisterter Fussballfan willigte Rühli ohne zu zögern ein. Am 29.5.1998 fand das Spiel dann auch statt. Das heute legendäre Spiel auf dem Emmersbergplatz, bei dem die Kantilehrer mit unglaublich fiesen Mitteln versuchten, den Buchthalern ein Bein zu stellen. Ursprünglich sollte das Spiel nämlich auf dem Munotplatz stattfinden. Als Umkleidekabinen waren diejenigen der Munotturnhalle vorgesehen. 20 Minuten vor Spielbeginn erschien es den Kantilehrern dann doch noch zweckmässig, den Buchthaler Genossen mitzuteilen, dass die Räume der neuen Kantiturnhalle als Umkleidekabinen dienen werden und dass das Spiel auf dem Emmersbergplatz, auf Handballgoals (!) stattfinden sollte. Des Weiteren teilten sie den Buchthalern mit, dass es ihnen nicht sonderlich behage über eine Länge von 90 Minuten Fussball zu spielen, deren 50 hingegen wären gerade angenehm. Nach kurzen Verhandlungen einigte man sich auf 60 Minuten. Trotz des schwachen Gegners hatte Spartak Buchthalen enorme Schwierigkeiten sich durchzusetzen. Die heimtückischen Lehrer machten die Räume vor ihrem ohnehin schon kleinen Handballgoal derart eng, dass Spartak Buchthalen fast kein Durchkommen möglich war. Die Lehrer profitierten folglich von der Spartak- Offensive mit gefährlichen Kontern. Bei einem Spielstand von 2:2 und nach ca. 45-minütiger Spielzeit machten die Kantilehrer die Buchthaler Genossen darauf aufmerksam, dass sie jetzt vom ihren Ehefrauen zu Hause erwartet wurden. Nach heftigen Diskussionen fand man dann doch einen Konsens. Die beiden Teams einigten sich darauf das Spiel durch ein Penaltyschiessen zu entscheiden. Die Lehrer verschossen 4 der 5 Penaltys. Für Spartak traf nur Fabian Rühli, bevor Pedretti zum entscheidenden 5. Penalty antrat. Mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte schoss der Trainer Spartak in den Fussballhimmel. Pedrettis erster Treffer für Spartak war einer der Wichtigsten überhaupt. Eine Niederlage gegen diese schwachen Kantilehrer hätte Spartak Buchthalen unzählige Fans und viel Ehre und Stolz gekostet. Was bei diesem Spiel keinesfalls vergessen werden darf ist der Fallrückzieher von Amancio Bouza. Nur um wenige Zentimeter verfehlte der Ball das kleine Handballgoal und Bouza sorgte mit dieser akrobatischen Meisterleistung für offene Mäuler bei allen Beteiligten. Doch auch der andere Ex- Wild Dog, Fabian Rühli, zeigte ein gutes Spiel und nachdem er einen wichtigen Penalty versank wollte man ihn unbedingt als Mitglied von Spartak Buchthalen zählen. Nachdem sich Trainer Pedretti mit dem Präsidenten Wüthrich, Mannschaftskapitän Mittler und dem Finanzchef Sulzberger abgesprochen hatte, beauftragte er als Vizepräsident Manager Carrard damit, Fabian Rühli zu überzeugen, dass Spartak Buchthalen der richtige Fussballclub für ihn sei. Und wer Manager Carrard kannte, der wusste, dass er sogar Ronaldo hätte verpflichten können. Anfangs Juni war Rühli bereits bei Spartak Buchthalen unter Vertrag.
Nun hatte Spartak Buchthalen also zwei Mal in Folge gewinnen können. Trotzdem gab es keinen Grund, deswegen in Euphorie zu geraten. Die beiden Teams waren nämlich handverlesen, damit durch Siege wieder etwas Harmonie ins Buchthaler Spiel kommen konnte. Es war Juni und die Zeit für ein erneutes Aufeinandertreffen von Spartak und Traktor war gekommen. Einige vernünftige Genossen hätten dieses Spiel am liebsten vermieden, da die Chancen für einen Sieg eher schlecht standen. Auch Pedretti liess in einem Interview, welches erst nach dem Spiel veröffentlicht werden durfte, nicht mehr viel Fleisch am Spartak- Knochen: " Ich als Trainer müsste eigentlich optimistischer sein, doch es fällt mir ehrlich gesagt sehr schwer. Äusserlich scheint die Motivation der Spieler zwar vorhanden zu sein, doch glauben sie mir, ist die Fassade erst einmal abgebröckelt, wird davon nichts mehr zu sehen sein. Die 2. Spielhälfte im Ochsen- Spiel und das schwache Spiel gegen die Kantilehrer, sowie die überflüssig gewordene Krisensitzung zeigen, wie es zur Zeit um Spartak Buchthalen steht. Den Biss, den wir vor nun fast genau 2 Jahren im Spiel gegen Büsingen 2 hatten werden Sie am 14. 6. 1998 vergeblich suchen. Das Beste wäre, wir würden dieses Spiel auf unbeschränkte Zeit verschieben. Leider ist aber der Druck der Medien, der Fans, der Traktoren und derjenige einiger Naivlinge in unseren Reihen zu gross, als dass ich und Meinesgleichen ihm standhalten könnten. Meiner Meinung nach kann sich Traktor Gruben am 14.6. Nur selbst in die Knie zwingen." Auf die Frage ob er denn nicht seine Spieler motivieren könne, wenn nicht sogar müsse, antwortete Pedretti mit einem 15- sekündigen Gelächter und einem trockenen "Nein". Ob er denn keine Angst habe seinen Trainerposten zu verlieren, lautete die nächste Frage der Reporters des Rolling Stone Magazines. Darauf Pedretti: " Glauben Sie mir eines, diesen Posten will niemand freiwillig antreten." Zu den Buchthaler Optimisten hingegen gehörte der PR- Manager Thomas Wüthrich. Mit aggressiven Flyern die den Untergang des Traktor- Imperiums prophezeiten, führte er einen erbarmungslosen Psychokrieg gegen den Erzrivalen Traktor Gruben.
Der 14.6.1998 war der Tag, an dem der 3. Ernstkampf gegen Traktor Gruben stattfinden sollte. Knapp 80 Fans sind angereist um ihre Mannschaft zu unterstützen. Rietmann, Strobl, Pedretti, Baumann, Frey, Kölla, Sulzberger, Mittler, A. Wüthrich, T. Wüthrich und Rychen waren in Pedrettis Anfangsformation. Rühli, L. Boller, Ott und Müller sassen vorerst auf der Bank, wurden aber im Verlaufe der ersten Halbzeit alle eingewechselt. Mit Pitti Witzig, Urs Wüthrich und Amancio Bouza fehlten 3 der stärksten Spieler von Spartak Buchthalen. Das Spiel begann und Traktor Gruben machte von der ersten Minute an Druck. Nur selten brachte Spartak Buchthalen einen gefährlichen Angriff zu Stande. Man sah den Buchthaler Genossen an, wie sie sich in der Hitze schwertaten die Traktoren auszuspielen. Traktor Gruben hatte scheinbar leichtes Spiel und ging vorerst mit 1:0 in Führung. Bis zur Pause hatten die Traktoren bereits 3 Tore auf ihrem Konto zu verbuchen. Ein Tor von Rychen (ebenfalls vor der Pause ) sorgte dafür, dass die Spartakträume noch nicht ganz verblassten. In der 2. Spielhälfte wurden wiederum auf beiden Seiten Tore geschossen, Spartak Buchthalen konnte Traktor Gruben aber nie wirklich Paroli bieten. Traktor Gruben siegte schlussendlich mit 4:7. Für Spartak Buchthalen trafen ein 2. Mal Rychen, Sulzberger und Pedretti. Trotz der Tore gab es jedoch kaum Lichtblicke bei den Buchthalern. Torhüter Rietmann wirkte unsicher, Sulzberger versiebte einige gute Chancen und selbst Rühli konnte die Leistung der beiden vorangegangen Spielen nicht wieder bringen. Pedretti erzielte zwar ein wunderschönes Tor, indem er aus über 20 Meter Entfernung den Ball über die gesamte gegnerische Abwehr lüpfelte und ihn unter der Latte versorgte, ansonsten war aber auch von ihm nichts zu sehen. Er spazierte wild auf dem Spielfeld umher ohne viele Zweikämpfe zu bestreiten. Auch die anderen Spieler konnten nicht überzeugen. Bei Baumann und Mittler stimmte, wie immer, zumindest der Einsatz und Rychen brachte noch ein ganz anständiges Spiel zu Stande. Das Duell der Lokalgiganten hatte wieder einmal gezeigt, dass Traktor Gruben über mehr Substanz verfügte als Spartak Buchthalen. Trotzdem wäre auch ein Sieg für Spartak möglich gewesen und zwar durch ein wenig mehr Cleverness und viel mehr Einsatz. Doch das Spiel war vorbei, Traktor Gruben hatte gewonnen. Nur 4 Tage nach dem Spiel war in der Beilage der Schaffhauser Nachrichten (Wochen Express => Boiler) ein Spielbericht veröffentlicht worden, der vor inhaltlichen Fehlern nur so strotzte. Er stellte Spartak Buchthalen als eine Ansammlung von Idioten dar und viele wichtige Tatsachen wurden entweder verfälscht oder verleugnet. Wie sich herausstellte hatten die Traktoren bei der Korrupten ‚Boiler'- Redaktion ihre Reifen im Spiel. Spartak Buchthalen verzichtete jedoch auf eine Klage (oder eine Antwort auf den Artikel), da man der Meinung war, die richtigen Fans wüssten genau wo der Hase im Pfeffer lag.
Nach diesem Zeitungsartikel wurde es für zwei Wochen ruhig um Spartak. Ende Juni versuchten dann Generalsekretär Simasek und Manager Carrard ein Spiel gegen die kroatische Nationalmannschaft zu organisieren. Dies war jedoch nicht möglich, da Kroatien an der Fussballweltmeisterschaft in Frankreich teilnahm (Schlussrang: 3 und Sieg gegen Deutschland!!!). Um nicht ganz auf Auslanderfahrungen verzichten zu müssen, nahm man von der Alternative Gebrauch, gegen eine Regionalauswahl von Baska Voda ein Spiel zu bestreiten. Da nur ein kleines Spielfeld zur Verfügung stand und Spartak Buchthalen nach wie vor in einer finanziellen Krise steckte reisten neben Simasek und Carrard nur vier Genossen mit: Rietmann, Pedretti, Müller und U. Wüthrich. Es ging ja schlussendlich nicht darum die Macht Buchthalens zu demonstrieren, sondern nur darum zu testen wo Spartak Buchthalen im internationalen Vergleich stand. So bestritt man mehrere Spiele um Stärke und Taktik der kroatischen Mannschaft zu studieren. Da auch die Scaffer und die Ärzte&Anwälte an Auslanderfahrungen interessiert waren, kam Spartak Buchthalen der Bitte nach, je einen Spieler mitreisen zu lassen. Boris Bänziger und Rosario Clemente waren die Glücklichen und konnten dann das 1. Spiel auch kaum erwarten. Gesamthaft wurden zwei Spiele bestritten, welche die Kroaten (diese Bösen) leider gewannen. Obwohl das Präsidium von Spartak Buchthalen nicht sehr erfreut darüber war, gab es dennoch keinen Grund in Tränen auszubrechen. Denn trotz der Niederlagen hatte man gesehen, dass Spartak Buchthalen durchaus in der Lage war im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
Nach diesem kurzen Auslandaufenthalt war dann endgültig Sommerpause angesagt. Im WM Finale in Frankreich siegte der Gastgeber über Brasilien klar mit 3:0. Obwohl Brasilien über die weltbesten Spieler verfügte, konnten sie mit den Franzosen nicht mithalten. Die Franzosen gewannen viele Zweikämpfe, spielten gut zusammen und wurden verdient Weltmeister. Genau so, wie Frankreich gegen Brasilien gewann, so hätte Spartak gegen Traktor am 14.6. gewinnen können. Auch wenn Klassen zwischen Spartak und Frankreich bzw. Traktor und Brasilien liegen, das Prinzip ist das Selbe. Mit Einsatzstärke und genügend Siegeswille kann mangelndes Talent wettgemacht werden.
Am 13.7.1998 wurden einige stolze Buchthaler und zugleich wichtige Mitglieder von Spartak von der Schweizer Armee aufgeboten, sich einem 15-wöchigen Versklavungsprozess (in der Fachsprache unter der Abkürzung RS bekannt) auszusetzen. Fabio Pedretti, Guido Müller, Pitti Witzig, Reto Mittler und Tomislav Simasek waren die Leidtragenden, wobei Reto Mittler bereits nach einwöchiger Verblödungstherapie den dicken Fesseln der Tyrannei entrinnen konnte.
Im selben Herbst traten vier neue Mitglieder Spartak Buchthalen bei. Dominik Vogel, ein Buchthaler Torhüter, Marc Mittler, der Bruder von Kapitän Reto, Michael Severus und der bereits bekannte Michael Leonhardt.
Anfangs Oktober leitete Reto Mittler alles nötige ein um ein Spiel gegen eine neue schaffhauser Mannschaft bestreiten zu können. Topolev 1847 hiessen die Neulinge. Gründer war u.a. das erste Spartak Passivmitglied Andreas Brütsch. Doch die Idee ihres Fussballclubs war nichts neues, sondern nur ein billiger Spartak- Abklatsch. Sie kopierten Teile ihrer Ideale und errichteten damit eine Scheinwelt in der sie bis zum Erwachen ihre Glückseligkeit ausleben konnten. Und das Erwachen, oder eher eine erste Schlafstörung, folgte bereits am 11.10.1998 im Spiel gegen Spartak. Die Buchthaler Genossen führten bereits nach 45 Minuten mit 4:0. Ohne ein wirklich gutes Spiel an den Tag legen zu müssen, gewann die Mannschaft, bei der Reto Mittler vorübergehend als Trainer einsprang, klar mit 10:2. Spartak Buchthalen war die spielbestimmende Mannschaft und liess während den ganzen 90 Minuten nichts anbrennen. Es lohnt sich nicht, viel über dieses Trainingsspiel zu schreiben. Einige Punkte sind aber dennoch erwähnenswert. In der 1. Halbzeit sprang Strobl, nun zum 2. Mal, als Notfallgoali bei Spartak ein. In der 2. Halbzeit konnte er durch einen Zuschauer, Giorgio Della Schiava (Spieler von Traktor) ersetzt werden. M. Mittler lieferte mit seinen weiten und dennoch präzisen Flanken ein standfestes Debüt. Alles in allem ein angenehmes Spiel für Spartak.
Nach dem Spiel wurden in der Öffentlichkeit Stimmen gegen Pedretti laut. Sie forderten die Ablösung des Trainers durch Reto Mittler. Der Slogan "An die Spitze mit Mittler" war in allen Zeitungen zu lesen. Pedretti solle sich auf seien Arbeit als Vizepräsident konzentrieren, wo bis anhin nur positives von ihm zu hören war. Vorgeworfen wurden ihm die schlechten Spiele seiner Mannschaft im Jahre `98 und das demotivierte Interview vor dem Match gegen Traktor Gruben. Nachdem der Druck immer grösser geworden war, erklärte sich Pedretti bereit, das Traineramt an den Kollegen Mittler abzugeben. Mittler jedoch war daran nicht interessiert. Obwohl in der Öffentlichkeit eine klare Anti- Pedretti Tendenz spürbar war, gab es auch gegenteilige Stimmen. Argumente wie "Tupolev war die schwächste Mannschaft, gegen die Spartak Buchthalen je gespielt hatte" oder "Was kann der Trainer dafür, wenn seine Spieler keine Ahnung von Fussball haben" waren auch nicht selten zu hören. Pedrettis vernichtendes Interview vor dem Traktor Gruben Spiel rechtfertigte man mit der Begründung, dass er von der schlechten Stimmung der Mannschaft angesteckt worden sei. So blieb alles beim Alten. Pedretti war weiterhin Trainer und Mittler weiterhin Mannschaftskapitän von Spartak Buchthalen.
Neues Holz für ihr Feuer hatte die Boulevardpresse dann, als sich Michael Frey am 29. November 1998 im Training eine Kopfverletzung zuzog. Da der Hartplatz vereist war, rutschte der Abwehrspieler aus und prallte mit dem Kopf auf den Teer. Danach wurde er mit einer Platzwunde ins Kantonsspital eingeliefert und hinterliess eine grössere Blutlache. Pedretti sei ein verantwortungsloser Trainer, seine Spieler unter solchen Platzverhältnissen trainieren zu lassen, hiess es. Doch entgegen der allgemeinen Erwartung stellte sich die ganze Mannschaft, ja sogar das Opfer, Michi Frey, hinter seinen Trainer. "Das Training auf dem eisigen Platz hat uns solchen Spass gemacht, dass wir sogar nach dem Unfall noch weiter spielten", meinte der hartgesottene Christoph Baumann. "Der Trainer war eigentlich dagegen, doch wir haben ihn überzeugt, dass es nur genügend Vorsicht bedarf. Unfälle gehören nun mal zum Fussball dazu. Diejenigen, die Angst davor haben sollen Minigolf spielen oder zu Traktor gehen. Die hören schon anfangs Oktober mit ihrem Training auf. Ha, ha, ha!" Baumann legte sogar noch einen drauf, als er Kritik an Pedretti übte, weil dieser das Training am darauffolgenden Sonntag abblies und die Winterpause einleitete. Michi Frey wurde nach seinem eintägigen Spitalaufenthalt zum lebenden Märtyrer erkoren.
Die Winterpause hatte also bereits begonnen, doch nur was das spielerische betraf. Im Monat Dezember trat nämlich schon wieder ein neues Mitglied der Fussballgenossenschaft bei. Marco Steinacher bewarb sich als Informatikspezialist und erhielt den Posten. Kurz darauf war Spartak Buchthalen bereits auf dem Internet vertreten. Unter der Adresse www.websource.ch/spartak-buchthalen wird klar, weshalb man sich für Steini, so Steinachers Spitzname, entschieden hatte. Wieder einmal war Spartak Buchthalen seiner Konkurrenz einen Schritt voraus. Bevor das Jahr 1998 dann endgültig zu Ende ging musste man noch die traurige Erkenntnis machen, dass der Sponsor Helvetia Patria keine weiteren sFr. 250.- mehr der Buchthaler Genossenschaft überwiesen hatte. Das Vertragsverhältnis wurde als beendet betrachtet und Karl Marx war fortan einziger Sponsor. Er überwies zwar auch keine sFr. 250.- aber er unterstützte Spartak Buchthalen ideologisch.